Jede:r kann alles ansprechen und aussprechen, was ihr/ihm auf dem Herzen liegt. Häufig höre ich in Trainings, dass man bestimmte Themen doch nicht ansprechen könne. Und dann kontere ich, dass dies sehr wohl geht, wenn ich innerlich ein ehrliches Interesse an der Meinung meines Gegenübers habe, nicht von mir behaupte, dass ich DIE Wahrheit gepachtet hätte, von einer Unschuldsvermutung ausgehe und eher davon spreche, dass jemand eine ANDERE Meinung hat und nicht eine FALSCHE. 

Bei vielen Gesprächen helfen die Techniken aus dem Improvisationstheater, weil dort eine der Grundvoraussetzungen ist, ALLES als ein Angebot zu sehen. Selbst wenn ich angeschrien werde, ist dies ein Gesprächsangebot. Wahrscheinlich keines, welches ich gern bekomme und doch bleibt es ein Angebot. Dies bringt Leichtigkeit in die Schrei-Situation. Denn nun kann ich entscheiden, ob ich das Angebot ablehne (nicht darauf eingehe) oder ob ich es annehme. Falls ich mich dazu entscheide, etwas zu sagen, dann ist meine erste Reaktion häufig „Spannend, so habe ich es noch gar nicht gesehen.“ oder „Ja, stimmt.“ Um diese andere Meinung nicht einfach so im Raum stehen zu lassen, verbinde ich diese Angebotsannahme und meine eigene Mei nung mit einem „und gleichzeitig“. Dadurch zeige ich, dass ich nicht davon ausgehe, dass meine Meinung „die Wahrheit“ ist und „mehr wert“, sondern präsentiere es auf Augenhöhe. So bleiben wir auch mit einer sehr anderen Meinung im Gespräch und können alles sagen.